Hot seat: Thomas Homburg

Datum: 23 Feb, 2021

Herr Homburg, Sie sind seit 2020 Teil des International Sustainable Chemistry Collaborative Centres (ISC3), welches u.a. von der DECHEMA gegründet wurde. Was macht das ISC3 und was ist euer Ziel?

Das International Sustainable Chemistry Collaborative Centre (ISC3) ist eine internationale Institution, die nachhaltige Lösungen für die Chemie weltweit seit 2017 fördert und entwickelt. Als Basis dienen uns die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, von denen viele mithilfe der Chemie umgesetzt werden können. Dafür ist es notwendig, ein neues Systemdenken, das auf einem zirkulären Ansatz und der Schaffung neuer Geschäftsmodelle und -möglichkeiten basiert, zu entwickeln. Das ISC3 zielt darauf ab, die Transformation des Chemiesektors hin zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung zu gestalten. Zentrale Handlungsfelder zur Erreichung dieser Transformation sind internationale Zusammenarbeit, Bildung, Forschung, Information und Innovation.

Wie definiert das ISC3 Nachhaltigkeit in der Chemie und wie gestaltet ihr die Internationale Zusammenarbeit?

Durch unser globales Netzwerk an Multiplikatoren stehen wir im engen Austausch mit lokalen Organisationen (u.a. Chile, Ägypten, Indien), welche ebenfalls die Chemie als wichtigen Beitrag zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sehen. Die Akteure innerhalb der Organisationen fördern Innovationen in ihren Regionen, mobilisieren Ressourcen und Wissen im Kontext nachhaltiger Chemielösungen und befähigen andere Akteure, insbesondere Startups, sich der Gemeinschaft anzuschließen.

In unserem Verständnis von nachhaltiger Chemie spielt die Berücksichtigung von nicht-chemischen Alternativen und alternativen Geschäftsmodellen eine große Rolle. Dabei geht es auch darum, allgemeine Nachhaltigkeitsprinzipien wie Suffizienz, Effizienz und planetare Grenzen sowie das Vorsorgeprinzip bei der Schaffung neuer Lösungen zu berücksichtigen. Ziel ist es, diese Ansätze auf die gesamte Lieferkette zu übertragen, von den Ressourcen über die Herstellung bis hin zur Anwendung und dem Ende der Lebensdauer von Produkten und Dienstleistung.

Innovation durch Startups ist aus ISC3-Sicht ein wichtiger Schlüssel für die Transformation des Chemiesektors. Deshalb gibt es den ISC3 Innovation Hub, der Startups weltweit unterstützt. Welche Formate gibt es und sind diese auch für deutsche Startups zugänglich?

Im Global-Startup-Service (GSS ) sehen wir uns als Verbindungspunkt zwischen Gründern, Investoren, Unternehmen, Organisationen, Individuen und Ideen. Daher sind Formate wie unser Stakeholder-Forum und Investor-Forum darauf ausgerichtet, interessierten Personen eine Plattform für den gegenseitigen Austausch über Ländergrenzen und Berufsgruppen hinweg zu geben. Im Rahmen des Investor-Forums bieten wir ausgewählten Startups die Möglichkeit vor Venture-Capitalists und Unternehmen zu pitchen. Um die Startups auf solche Events vorzubereiten, werden ausgewählte GründerInnen in einem individualisierten Pitch-Training betreut.

Unser Nachhaltigkeitsverständnis spiegelt sich auch in den Gründungsideen und Geschäftsmodellen der von uns geförderten Startups wider. Einige dieser spannenden Umsetzungen geben wir im Rahmen unseres Startup of the Month Features eine Sichtbarkeit über unsere Netzwerke.

Obwohl das ISC3 internationale Ausrichtung hat, ist es zugleich auch unser Anliegen, nationale Startups aus dem Bereich der nachhaltigen Chemie zu unterstützen. Durch regelmäßigen Austausch mit den Startups aus unserem Fundus, identifizieren wir aktuelle Herausforderungen und greifen diese in angepassten Workshops mit Experten auf. Zusätzlich bieten wir mit unserer jährlich wechselnden Innovation Challenge auch direkte finanzielle Unterstützung.

Thomas Homburg studierte in Deutschland und Schweden Chemie. Nach Arbeiten an Projekten im Bereich der Umweltchemie, Biotechnologie und Katalyse in Southampton, Berlin und Jerusalem forschte er in Kiel und Calgary zur Protonenleitfähigkeit in Koordinationspolymeren. Bevor er als Innovationsmanager zum ISC3 kam, arbeitete er im Bereich der Polymerklebstoffe für einen Schweizer Konzern.