Hot Seat: Lydia Simon und Bruno Rudnik | SEF Ventures

Datum: 21 Mrz, 2024

Heute begrüßen wir Dr. Lydia Simon und Bruno Rudnik auf unserem Hot Seat. Anfang 2024 gründeten sie gemeinsam mit 3 weiteren Partnern SEF Ventures. Im Interview erklären sie uns, wie SEF Ventures die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft vorantreiben möchte.


Sehr geehrte Frau Dr. Simon, sehr geehrter Herr Rudnik, Anfang des Jahres haben Sie die Gründung von SEF Ventures bekannt gegeben. Könnten Sie dem Chemie-Cluster kurz vorstellen, was sich hinter SEF Ventures verbirgt und mit welcher Absicht der Venture Capital Fund gegründet wurde?

Unser Sustainable Economy Fund I (SEF I) ist ein neuer VC-Fund, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Transformation in Richtung Net Zero in 2050 mitzugestalten. Wir fokussieren uns dabei auf die drei Investmentsektoren Bioeconomy, Circular Economy und Green Energy. Die erneuerbaren Energien sind der größte Hebel, um Industrieprozesse klimaneutral zu stellen. Die Entkopplung des Ressourcenverbrauchs von Wachstum der Bevölkerung kann durch die Kreislaufwirtschaft realisiert werden und die Bioökonomie kann Produkte liefern, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren oder auf synthetische Weise gar nicht zugänglich sind.

Als Gründungsteam sind wir sowohl von der finanziellen als auch von der ökologischen Rendite von Investitionen in die genannten Technologien überzeugt. Um diese Rendite zu realisieren, benötigt es allerdings über das reine Kapital hinaus auch die Fähigkeit komplexere Technologien (insbesondere Hardware) hinsichtlich ihrer Skalierbarkeit zu beurteilen und deren Skalierung zu begleiten. Hier sehen wir eine signifikante Lücke im aktuellen Angebot von Venture Capital.

Welche spezifischen Kriterien und Merkmale sucht SEF Ventures bei potenziellen Startups, in die sie investieren möchten?

Als Venture Capital Fund investieren wir in Startups, deren Technologien und Geschäftsmodelle innerhalb weniger Jahre technisch und kommerziell skalierbar sind und darüber hinaus eine Chance haben, eine signifikante Rolle bei der Erreichung der Klima- und Umweltziele zu spielen. Dafür suchen wir Startups, deren Teams für technologischen Fortschritt brennen und damit gleichzeitig einen Beitrag zu mindestens einem unserer Nachhaltigkeitsziele leisten: Reduktion von Treibhausgas-Emissionen, Beitrag zur Zirkularität, Ressourceneffizienz. Dieser Nachweis sollte zumindest durch einen technischen Proof-of-Concept erbracht sein.

Konkret investieren wir in frühphasige Unternehmen (Seed, Series A) in DACH, BeNeLux und Skandinavien und wollen als Lead Investor deren Wachstum begleiten.

Wie plant SEF Ventures, die Erfahrung und das Fachwissen seines Gründungsteams einzusetzen, um Startups nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch bei der Skalierung ihrer Technologieinnovationen zu erfolgreichen kommerziellen Lösungen im industriellen Kontext zu begleiten?

Unser Kernteam besteht aus fünf GründerInnen mit jeweils 20-40 Jahren Erfahrung in Venture Capital, Industrie, Beratung und entsprechenden Netzwerken zu Startups, Anwenderindustrien, Co-Investoren und anderen relevanten Akteuren. Als Venture Capital Fund greifen wir zwar nicht in die operativen Prozesse von Startups ein, sehen uns aber als Mentor und Sounding Board für Gründungsteams, mit denen wir unser Netzwerk und eigenes Wissen hinsichtlich technischer Skalierung, konkreten Anwendungen sowie strategischen Fragen teilen. Stichwort „Smart Money“.

Ein Beispiel: In der industriellen Biotechnologie hat unser Team selbst mehrere Startups gegründet und aufgebaut und darüber hinaus im industriellen Kontext neue Verfahren technisch skaliert und kommerzialisiert.

Wie geht es nun für SEF Ventures weiter?

Aktuell sind wir in der ersten Phase des Fundraisings und freuen uns über das durchgehend positive Feedback zu unserer Investmentstrategie und unserem Team. Unser Ziel ist es in 2024 ein First Closing des Funds zu erreichen, um damit auch die ersten Investitionen in Startups tätigen zu können.

Die Unternehmen der chemischen Industrie sind übrigens wichtige Gesprächspartner für uns als mögliche Investoren in den Fund. Die Chemiebranche steht einerseits unter starkem Transformationsdruck, kann andererseits aber massiv von nachhaltigen Produkt- und Prozessinnovationen profitieren. Hierfür können wir mit unserem Fokus auf Materialien und Energie sowie unserem direkten Zugang zu Innovationen und Startups ein Partner sein und damit gemeinsam einen Beitrag leisten, dass die chemische Industrie auch zukünftig eine starke Rolle in Europa spielt.

Hoffen wir, dass unsere Clustermitglieder und Partner aus der chemischen Industrie die Gelegenheit nutzen und gemeinsam mit Ihnen in die Zukunft des Industriestandorts Deutschland investieren.

Vielen herzlichen Dank für die Einblicke und viel Erfolg für Ihr First Closing!


Lydia Simon ist Co-Founder und Managing Partner bei SEF Ventures. Sie ist promovierte Chemikerin und arbeitete 25 Jahre in der chemischen Industrie für Bayer und Covestro. Sie verbrachte die Hälfte ihrer Industriekarriere im Ausland, wovon sie 10 Jahre in China lebte und dort eine Produktion sowie eine Anwendungstechnik für den Geschäftsbereich Polycarbonates aufbaute. Seit 2014 widmet sich Lydia Simon dem Thema Nachhaltigkeit und baute die entsprechenden Prozesse und Bewertungsmethodiken für den Geschäftsbereich Coatings, Adhesives & Specialties der Covestro AG auf.

Bruno Rudnik ist Co-Founder und Managing Partner bei SEF Ventures. Er ist ausgebildeter Diplom-Kaufmann und arbeitete zunächst in der Unternehmensberatung wo er insbesondere Konzerne und mittelständische Unternehmen aus der chemischen Industrie in Europa und Asien zu strategischen Marktprojekten beriet. 2011 gründete er SusTech Consult und arbeitet seitdem mit Startups aus den Bereichen Chemie, Umwelttechnik und Energie sowie deren Investoren und Industriepartnern zu Skalierungs- und Finanzierungsprojekten.