Hallo Frau Lange und Frau Schmid, wir freuen uns Sie auf unserem Hot Seat begrüßen zu dürfen. Bitten stellen Sie Ihr Unternehmen, die APK AG kurz vor und erzählen Sie uns mehr zu Ihren Produkten.
Kristy-Barbara Lange: Die APK hat einen innovativen Recyclingansatz für Kunststoffe entwickelt und skaliert. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, komplexere Verpackungen – mit verschiedenen Kunststoffen, oder gemischte Kunststoffabfälle – zu hochqualitativen, sortenreinen Rezyklaten zu verwerten. Damit wollen wir den Kreislauf für Kunststoffverpackungen (Produkt zu Produkt Recycling) ermöglichen. Unsere Recycling-Technologie heißt Newcycling®. Wir bringen herkömmliche mechanische Voraufbereitung und einen hausintern entwickelten Lösemittelschritt zusammen. Letzterer erlaubt uns Polymere in gemischten Abfällen zu trennen und aufzureinigen.
Hanna Schmid: Aktuell recyceln wir Abfälle aus der Produktion von Mehrschichtfolien (LDPE/PA) und Folienabfälle aus der haushaltsnahen Sammlung über die gelbe Tonne oder den gelben Sack im industriellen Maßstab in Merseburg. Abfälle flexibler Verpackungen werden bisher selten recycelt und die Qualität lässt häufig zu wünschen übrig. Wir ändern das und helfen so, Kreisläufe für neue Stoffströme und Produkte zu schließen. Außerdem bringen wir höhere Rezyklatqualität und Emissionsreduktion zusammen. Dies sind exakt die Kernforderungen einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe und das macht uns so relevant.
Für Ihr Newcycling®-Verfahren werden Lösungsmittel für die selektive Trennung von Polymeren verwendet, um sortenreine Granulate zu erhalten. Wo ist die APK AG bzw. das Newcycling®-Verfahren im Spektrum der Recyclinganbieter anzusiedeln?
Kristy-Barbara Lange: Werkstofflich-lösemittelbasiertes Recycling wird manchmal mit chemischem Recycling verwechselt. Wir brechen aber keine Polymerketten und haben so einen geringeren Energiebedarf. Daher können wir von einem niedrigen CO2-Fussabdruck profitieren und dies an unsere Kunden, die unsere Rezyklate kaufen, weiterreichen. Wir sind sozusagen der natürliche, werkstoffliche Innovationsschritt, aufbauend auf dem konventionellen, mechanischen Recycling.
Hanna Schmid: Mit Blick auf die Einordnung unserer Technologie möchte ich Ihnen noch eine aktuelle Publikation der American Chemical Society empfehlen. Unsere Kollegen aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der APK haben ein Kapitel zum werkstofflich-lösemittelbasierten Recycling zu der ACS Publikation ‚Circular Economy of Polymers: Topics in Recycling Technologies‘ beigetragen.
Welche Vorteile bietet das Newcycling®-Verfahren gegenüber dem mechanischen oder chemischen Recycling? Welche Einsatzmöglichkeiten eröffnen sich durch ihr Newcycling®-Verfahren für die Rezyklate?
Hanna Schmid: Indem wir unser Zielpolymer aus den gemischten Kunststoffabfällen in Lösung bringen, können wir es von anderen Polymeren trennen. Während der Lösungsphase reinigen wir es außerdem und entfernen Verunreinigungen wie Farben, organische Reste oder Additive. Daher ist das resultierende Rezyklat deutlich reiner als die Produkte herkömmlichen, mechanischen Recyclings. Eine gehobene Qualität erlaubt uns die Bandbreite von potentiellen Endmärkten und Zielprodukten viel breiter zu definieren, als mechanische Rezyklate dies können. Wie meine Kollegin bereits erwähnte – wir streben Produkt zu Produkt-Recycling und damit geschlossene Kreisläufe an.
Mit dem Blick in die Zukunft – wo sehen Sie APK in ein paar Jahren? Was ist die langfristige Vision und welche Herausforderungen müssen auf diesem Weg überwunden werden?
Kristy-Barbara Lange: Der regulative Rahmen ändert sich momentan rasant und wir gehen von einer wachsenden, fördernden Struktur in den kommenden Jahren aus. Ambitionierte Ziele einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe können zudem nur erreicht werden, wenn mehr Kunststoffabfall hochwertig recycelt wird und die Endmärkte für Rezyklate breiter definiert und geöffnet werden. All dies wird den weitern Roll-out der APK Technologie Newcycling® beflügeln. Bis 2030 soll es mehrere weitere Werke geben, die auf die Verwertung von post-consumer Abfällen spezialisiert sind.
Kristy-Barbara Lange ist Head of Public Affairs bei der APK AG, einem innovativen Recyclingunternehmen aus Merseburg, Deutschland. Kristy ist verantwortlich für Stakeholder Management, Kommunikation und strategische Kooperationen. Bevor sie im März 2020 zu APK kam, arbeitete sie 10 Jahre für European Bioplastics als Head of Regulatory Affairs und stellvertretende Geschäftsführerin. Vor ihrem Engagement in der Biokunststoffbranche leitete sie PA- und PR-Projekte in internationalen Agenturen mit den Schwerpunkten Infrastruktur und (erneuerbare) Energie. Kristy hat einen Master of Political Sciences der Universität Heidelberg, Deutschland.
Hanna Schmid ist Junior Technologieexpertin im Bereich des Technologiemarketings bei der APK AG, einem innovativen Recyclingunternehmen aus Merseburg, Deutschland. Zu ihren Aufgaben gehört die technische Unterstützung des Corporate Development im Management von Zentralisierungsprojekten, internationalen Mergers & Acquisition-Projekten sowie die Evaluierung existierender Kunststoffrecyclingtechnologien im Markt. Sie verfügt über einen Master in „Abfallwirtschaft und Altlasten“ von der TU Dresden, sowie einen Bachelor in „Umweltmanagement“ von der Justus-Liebig-Universität in Gießen.
Über die APK AG:
Die APK AG wurde 2008 mit dem Ziel gegründet, Kunststoffrezyklat mit größtmöglichem Reinheitsgrad aus Kunststoffabfällen zu gewinnen. Die Eigenschaften des Rezyklats sollten vergleichbar zu denen von Neukunststoffen sein. Die Forscher und Ingenieure der APK AG haben eine effiziente Recyclingtechnologie, die mechanische und lösungsmittelbasierte Schritte kombiniert, entwickelt – Newcycling®. Derzeit beschäftigt die APK AG etwa 150 Arbeitnehmer in ihrer Produktionsanlage am Standort Merseburg und verfügt über eine jährliche Recyclingkapazität von bis zu 20.000 Tonnen. Die etablierten Kunststoffrezyklate aus Merseburg werden unter den Namen Mersalen® und Mersamid® vermarktet. Weitere Informationen finden Sie unter www.apk-ag.de.