Hot Seat: Denis Maier

Datum: 29 Jun, 2021

Hallo Herr Maier. Wir freuen uns sehr, Sie und die carbonauten GmbH als neues Mitgliedsunternehmen beim Chemie-Cluster Bayern begrüßen zu dürfen. Die carbonauten GmbH produziert Materialien mit negativer CO2 Bilanz. Diese bestehen aus Bio-Kohle und Bindern. Welche Rohstoffe und Technologien werden dafür benötigt?

Die Kohle, wir nennen sie Biokohlenstoffe, wird aus holzigen Restbiomassen hergestellt. Dazu benutzten wir ein Batch-Retorten Verfahren, in dem wir mit einer direkten Beheizung diese Biomassen mit spezifisch einstellbaren Parametern pyrolytisch karbonisieren. Die so erhaltenen Biokohlenstoffen können dann mit einer Vielzahl verschiedener Binder zu unseren NET-Materials® (Negativ Emission Technologie) verarbeitet werden. Die Biokohlenstoffe werden so optimiert, dass die Einarbeitung auf klassischen Maschinen möglich ist.

Für welche Branchen und Anwendungen können diese Materialien eingesetzt werden? Welche Produkte gibt es bereits auf dem Markt?

Wir konnten bisher für verschiedene Systeme zeigen, dass eine Einmischung von Biokohlenstoffen sehr gut funktioniert, wie z.B. bei den Kunststoffen. Bei der Compoundierung von Biopolymeren wie PLA aber auch fossilen wie PP oder PUR konnten erfolgreich verschiedene Prototypen hergestellt werden. Diese wiederum haben dann konkrete Entwicklungen für die Anwendung z.B. im Bereich Automotive angestoßen.

Die Carbonauten sind ein relativ junges Unternehmen und wurden erst 2017 gegründet. Welchen Herausforderungen mussten Sie sich im Besonderen im Bereich der Technologie-Entwicklung in der Anfangsphase stellen? Was würden Sie anderen jungen Start-Ups, die sich in dieser Phase befinden, raten?

Unsere Karbonisierungstechnologie ist die Weiterentwicklung eines bewährten Systems, die über die doppelte Leistung bei Menge und Energieüberschuss besitzt. Zudem sind die Prozesse exakt steuerbar. Davon existiert ein Prototyp, der sehr gute Ergebnisse liefert aber nicht im Dauerbetrieb läuft. Wir können die Technologie bewerten, da der Co-Gründer den Vorgänger bereits zwei Jahre betrieben hatte. Der fehlende industrielle Beweis war die größte Hürde bei der Akquise des erforderlichen Kapitals von 2,8 Mio. € für die Pilotanlage mit drei Karbonisierungsmodulen. Deutsche Ökonomen sind nicht für deren Risikobereitschaft im Bereich Hardware bekannt. Von der Gründung der carbonauten bis zur entscheidenden Finanzierungsrunde mit einem strategischen Inverstor, vergingen drei Jahre. Diese teilweise harte Zeit war gut für das Zusammenwachsen der Carbonauten, denn Krisen sind der wahre Proof of Concept für Start Up.

Erfahrungen: Es dauert doppelt so lange, wie man mal geplant hat. Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Wenig Anteile abgeben und mit klaren Grenzen hart verhandeln, denn jeder neue Tag macht das Start Up wertvoller. Den InvestorInnen gegenüber keinen finanziellen Druck zeigen, denn sie brauchen das Start Up für ihre Wetten auf die Zukunft. Wichtig ist mit einem großen Bild emotional faszinieren, größer skizzieren als man selber anfangs glaubt. Umtriebig sein: Heute profitieren wir von dem Netzwerk, dass wir damals über unzählige Pitches und Veranstaltungen aufgebaut haben.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen!

Denis Maier ist bei der carbonauten GmbH für die Forschung und Entwicklung zuständig. Er kam nach seinem M.Sc. Biochemie und Molekulare Biologie an der Universität Bayreuth zu den carbonauten.

Zur Carbonauten-Webseite