Herr Wauben, seit mittlerweile 12 Jahren sind Sie für ChemCologne e.V. aktiv. Dieser Verein widmet sich der Vernetzung von Akteuren aus der chemischen Industrie, mit Fokus auf Nordrhein-Westfalen. Grundsätzlich verfolgen Sie also ähnliche Ziele wie der Chemie-Cluster Bayern. Sie scheinen bei Ihren Vorhaben nicht müde zu werden und kommen immer wieder auf neue Ideen und Konzepte. Eine Ihrer neuesten Aktivitäten heißt “Chemtelligence”. Um was geht es dabei und wer sind Ihre Zielgruppen?
Die Vernetzung von Chemieindustrie und Startups treiben wir bereits seit einigen Jahren voran. Formate wie der Kooperationstag oder der Chem Startup-Award sind etabliert und nutzen vor allem den Startups sich der Chemieindustrie vorzustellen. Mit Chemtelligence haben wir den Spieß jetzt umgedreht und eine Open-Innovation Plattform ins Leben gerufen, auf der Unternehmen der chemischen Industrie ihre Hausforderungen formuliert und als Challenge bereitgestellt haben. Wir suchen nun nach innovativen Lösungsanbietern. Im Fokus stehen Start-Ups, Studierende, Wissenschaftler und Industrie-Experten. Jeder, der sich befähigt fühlt, kann sich auf die Challenges bewerben. In einem Matchmaking-Prozess werden dann (interdisziplinäre) Teams zusammengestellt, die gemeinsam mit dem Challengegeber an der Herausforderung arbeiten werden. So entstehen aus Herausforderungen von heute die Lösungen für morgen!
Viele der Herausforderungen, die man aktuell auf der Chemtelligence-Webseite finden kann, beschäftigen sich mit digitalen Themen. Würden Sie sagen, dass sich Unternehmen aus der Chemie derzeit leichter damit tun digitale Herausforderungen offen nach außen zu kommunizieren als beispielsweise Problemstellungen technischer Natur?
Technische und auch naturwissenschaftliche Problemstellungen, die das Kerngeschäft der chemischen Unternehmen ausmachen, werden sicherlich weniger offen nach außen kommuniziert. Die Chemiebranche ist sehr forschungsintensiv und der Verlust von spezifischem Know-How soll vermieden werden. Hingegen ist die Digitalisierung für Unternehmen der chemischen Industrie noch keine Kernkompetenz. Daraus ergibt sich sicherlich eine größere Bereitschaft, sich zu öffnen und von anderen zu lernen.
Zudem ist Digitalisierung ein umfangreicher Begriff und einige Challenges sind keine reinen Digitalisierungsthemen. Beispielsweise geht es auch um Energieeffizienz oder Logistikprozesse. Wir freuen uns, dass wir so viele Unternehmen zur Teilnahme motivieren konnten. Ich glaube bei Digitalisierungsthemen ist die Chemieindustrie bereit um Lösung „out of the box“ zu suchen. Ein gutes Zeichen!
Was ist Ihrer Meinung nach wichtig, um eine gewisse Resonanz zu erzielen, wenn man als Unternehmen mit einer eigenen “Challenge” auf Chemtelligence aktiv werden möchte?
Die Challenges haben alle einen gewissen Standard. Sie sind vorab mit den Challengegebern ausführlich diskutiert und gemeinsam mit ihnen beschrieben worden. Wir denken, dass das Wording zielgruppengerecht ist und wir viele Bewerbungen von Start-Ups, Studierenden, Wissenschaftlern und Industrie-Experten erhalten werden. Von Unternehmensseite bedarf es motivierte Mitarbeiter, die Spaß an solchen Open-Innovation Ansätzen haben. Die haben wir gefunden. Das Feedback nach wenigen Tagen ist überwältigend. Die ersten Bewerbungen sind schon eingegangen und wir haben das Gefühl, dass die gesamte Chemieindustrie gespannt auf unsere Aktivitäten schaut.
Daniel Wauben ist seit 12 Jahren für ChemCologne e.V. tätig – seit 2015 als Geschäftsführer.