Das durch die EU geförderte Projekt POWER4BIO unterstützt Regionen beim Übergang zur Bioökonomie, indem es unter anderem die Vernetzung und das voneinander Lernen regionaler Interessensvertreter ermöglicht. Vor diesem Hintergrund fand von 21. bis 22. Januar ein Regionenbesuch in Bayern statt – der dritte einer zehnteiligen Reihe, bei dem die Partnerregionen die Bioökonomiestrategie der jeweils anderen kennenlernen. Neben dem POWER4BIO Konsortium und der POWER4BIO Interessensgemeinschaft nahmen an der zweitägigen Veranstaltung in München und Straubing auch Interessensvertreter der Bayerischen Ministerien, des Sachverständigenrates Bioökonomie Bayern, aus Industrie, Forschungseinrichtungen und Unternehmen teil.

Der Cross-Visit startete mit einem Workshop zur Bioökonomie in Bayern im Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in München. Die Sprecherinnen des Ministeriums, Dr. Ulrike Wolf und Dr. Tatjana Nabokin, gaben Einblick in das Thema Bioökonomie in Bayern sowie den Entwicklungsprozess einer bayerischen Bioökonomiestrategie. Den Vorträgen folgte die Vorstellung des POWER4BIO Projektes durch Laura Kühn vom Chemie-Cluster Bayern, regionaler Vertreter des POWER4BIO Projektes und Organisator des Cross Visits. Im Anschluss stellte Claudia Leifert von der EPC gGmbH  Enabling, ein weiteres Horizon 2020 Projekt zum Thema Bioökonomie vor.

Nachmittags wurden die Teilnehmenden selbst aktiv und diskutierten in zwei Arbeitsgruppen die Fragen, wie man das Interesse der Gesellschaft an der Bioökonomie wecken kann und welche Informationen Konsumenten brauchen, um die Bioökonomie transparenter zu machen. Beide Teams erarbeiteten praxisnahe Vorschläge, wie man die Bioökonomie in Zukunft besser in die Gesellschaft integrieren kann. Der erste Tag endete mit einer Führung durch das Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum und einem traditionell bayerischen Abendessen.

Der zweite Tag startete mit dem Fachforum Bioökonomie Bayern am Kompetenzzentrum für nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) in Straubing. Sabine Gmeinwieser stellte das KoNaRo und Straubing als Region der nachwachsenden Rohstoffe vor. Andrea Hain präsentierte den Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern und Ann-Kathrin Kaufmann vom BioCampus Straubing sprach über die Infrastruktur für biobasierte Industrie in der Region Straubing.

Das gut besuchte Fachforum endete mit den Vorträgen zweier regional ansässiger biobasierten Startups – LXP Group GmbH und Biofibre GmbH. Dr. Friedrich Streffer von LXP gab Einblick in die firmeneigene Technologie, mit der Biomasse der zweiten Generation in Cellulose, Hemicellulose und Lignin gespalten wird. Jörg Dörrstein stellte Biofibre, den Gewinner des Biopolymer Innovation Awards 2019 vor. Biofibre produziert biobasierte und bioabbaubare Plastikverbundwerkstoffe mit verschiedenen Eigenschaften, je nach Kundenwunsch.

Anschließend besuchten die Teilnehmenden die Dauerausstellung „Nachwachsende Rohstoffe – von der Pflanze zur Nutzung“ des KoNaRos. In der Ausstellung werden Technologien und Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen auf eine ansprechende und anschauliche Art und Weise präsentiert. Am Kompetenzzentrum befindet sich außerdem ein Gewächshaus in dem biobasiertes Material zur Unkrautbekämpfung auf Weinbergen getestet wird. Bei der Laborbesichtigung des Zentrums wurde die Forschung zu Mikroorganismen welche Biochemikalien produzieren vorgestellt.

Am Ende des Cross-Visits stand der Besuch der Clariant Sunliquid Demonstrationsanlage auf der Agenda. In dieser Anlage wird Zellulose-Ethanol aus landwirtschaftlichen Reststoffen mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 1000 Tonnen hergestellt. Die Teilnehmenden erhielten Einsicht in alle Schritte des Produktionsprozesses – von der Vorbehandlung, der Enzymproduktion über die Hydrolyse und Gärung bis hin zur Separation. Das in der Anlage erzeugte Wasser sowie die Energie werden vollständig zurückgeführt. Vinasse und Presskuchen, Nebenprodukte der Ethanol Produktion, werden als natürliche Düngemittel an Landwirte verkauft.

POWER4BIO - emPOWERing regional stakeholders for realising the full potential of european BIOeconomy

Das im Oktober 2018 gestartete H2020-Projekt POWER4BIO „EmPOWERing Regional Stakeholder for Realising the Full Potential of European BIOeconomy“ zielt darauf ab, Regionen bei dem Übergang zu einer biobasierten Wirtschaft zu unterstützen. POWER4BIO konzentriert sich dabei auf Bewusstseinsbildung, Vernetzung, Politikdialog und gegenseitiges Lernen von den am Projekt beteiligten Regionen.

Entscheidungsträger*innen und Interessenvertreter*innen aus Politik und Wirtschaft werden unterstützt, die Bioökonomie zu strukturieren und erfolgreich Strategien abzuleiten. Hierzu werden Methoden und ein Katalog geeigneter Geschäftsmodelle entwickelt, um das Bioökonomie-Potenzial der einzelnen Regionen auszuschöpfen.

Darüber hinaus bietet POWER4BIO ein umfassendes Programm zur Förderung gegenseitigen Lernens und der intra- und interregionalen Zusammenarbeit und Vernetzung regionaler Interessenvertreter.  Dies gewährleistet den Wissenstransfer über Sektoren und Regionen hinweg und ermöglicht, gemeinsam nachhaltige biobasierte Strategien innerhalb der 10 am Konsortium beteiligten Regionen (fünf Regionen aus West- und Südeuropa und fünf Regionen aus Zentral- und Osteuropa) zu entwickeln und zu ergänzen.

Deutschland ist in POWER4BIO mit zwei Regionen vertreten: Bayern und Mitteldeutschland, welches die Bundesländer Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen umfasst.

Der Chemie-Cluster Bayern repräsentiert innerhalb des POWER4BIO Konsortiums nicht nur Bayern als eine der fortschrittlichsten Bioökonomie-Regionen, sondern stellt auch seine Expertise zur Verfügung, um den Aufbau von ähnlichen Clustern oder Hubs in anderen Regionen zu unterstützen und bringt gute Praxisbeispiele aus Bayern mit ein. Im Rahmen von POWER4BIO möchte der Cluster einen Beitrag zur Weiterentwicklung von biobasierten Strategien über Bayerns Grenzen hinaus leisten.

Das Konsortium besteht aus 17 Institutionen in Deutschland, Belgien, der Slowakei, Spanien, Griechenland, den Niederlanden, Ungarn, Italien, Polen, der Tschechischen Republik sowie der Ukraine und wird vom spanischen Forschungszentrum für Energieressourcen und -verbrauch CIRCE koordiniert. Die Projektaktivitäten werden durch die Europäische Kommission im Rahmen des Förderprogramms Horizont 2020 mit 3 Mio. EUR gefördert.

Bei Fragen und Anregungen zum Projekt wenden Sie sich bitte an Frau Laura Kühn


Horizon 2020 (RUR - Rural Renaissance), 2018 – 2021

Homepage: ABOUT - POWER4BIO

Die Projektpartner des Horizon 2020-Projektes POWER4BIO trafen sich vom 25. bis 26. September zu ihrem ersten Cross-Visit in Ungarn. Mehr als 50 ExpertInnen, darunter ungarische Interessensgruppen und VertreterInnen der 10 Partnerregionen, nahmen an der Veranstaltung teil, die von Bay Zoltán Nonprofit Ltd., Vertreter der Region Southern Great Plain, organisiert wurde.

Der erste Tag startete mit einem Workshop, bei dem die Teilnehmenden sich eine Bioökonomie-Welt der Zukunft ausmalen und diese anschließend hinsichtlich Forschung, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft diskutieren sollten. Am Nachmittag besuchten sie die Firma Pilze-Nagy Ltd. in Kecskemét. Dieses Good-Practice-Beispiel zeigt, wie Biomasse für den Anbau von Pilzen und in Biogasanlagen verwendet werden kann. Am Ende des Tages kamen die Projektpartner zu einer Networking-Veranstaltung in Lajosmizse zusammen.

Am zweiten Tag trafen die Teilnehmenden auf der National Agriculture and Food Exhibition and Fair in Budapest drei auf dem Gebiet der Bioökonomie tätige Unternehmen: Herbária Zrt, Tungsram und Grapoila/Virgin Oil Pres Kft. Nachmittags fand ein Symposium zum Thema "Visionen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Organisationen in der Bioökonomie" statt. Nach Vorstellung des ungarischen Bioökonomie-Clusters durch Ákos Koós, Vertreter der Bay Zoltán Nonprofit Ltd., sprach Dr. Dries Maes von der Verwaltung der flämischen Region - Abteilung für Wirtschaft, Wissenschaft und Innovation, über politische Konflikte in der Bioökonomie. Dr. Adrienn Nag präsentierte die Bioökonomie-Gruppe der Landwirtschaftskammer und einige Best-Practice-Beispiele der ungarischen Bioökonomie. Akós Kristóf, Vertreter des Landwirtschaftsministeriums, sprach über SCAR-AKIS und BIOEAST. Die Abschlussrede der Vertreterin des Ministeriums für Innovation und Technologie, Dr. Barbara Botos, zeigte mögliche Zusammenhänge zwischen Bioökonomie und Klimapolitik auf.

Den Vorträgen folgte eine Diskussionsrunde mit den oben genannten Rednern und Dr. Nora Hatvani, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Bay Zoltán Nonprofit Ltd. Die Teilnehmenden diskutierten die Bedeutung der Bioökonomie in Ungarn sowie einige Beispiele bewährter Verfahren.

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