Hot Seat: Sascha Potthoff-Wenner | Wax Solutions

Datum: 28 Mai, 2025

Heute begrüßen wir Sascha Potthoff-Wenner auf unserem Hot Seat. Mit ihm sprechen wir über die Zukunft von Papierbeschichtungen. 

Hallo Sascha, Ihr Unternehmen entwickelt biobasierte Barrierebeschichtungen für die Papier- und Verpackungsindustrie. Können Sie uns kurz erklären, was genau Wax Solutions macht und welches Problem Sie lösen wollen? 

Wir – Wax Solutions – verfolgen eine grüne Mission: Wir ersetzen Kunststoffe in Papierbeschichtungen, indem wir sie durch nachwachsende Rohstoffe austauschen und somit unseren Teil zur Defossilisierung des Planeten beitragen. 

Konkret entwickeln und produzieren wir biobasierte und plastikfreie, nicht-fossile Barriere-Coatings für die Papierindustrie. Unsere Beschichtungen bilden bedarfsgerechte Barriere-Funktionalitäten ab und liefern gleichzeitig wichtige Eigenschaften für Verpackungsprozesse – als vollständiges Coating oder als Additiv für die Performance-Steigerung bestehender Lösungen. Unsere Produkte basieren auf natürlichen Materialien, können über die üblichen Applikationstechniken aufgetragen werden, sind für den direkten Lebensmittelkontakt geeignet und fokussieren die Rezyklierbarkeit der Papierfasern. 

Mit unseren Produkten ersetzen wir fossile Kunststoffe und verringern damit die Nutzung fossiler Rohstoffe. Dies unterstützt den Wandel hin zu erneuerbaren Materialien. Gleichzeitig ermöglichen wir das Recycling von Materialien, die heute als sogenanntes „Verbundmaterial“ meist nur thermisch verwertet werden können. 

Wax Solutions ist eine Ausgründung der Alfred Willich Produktions GmbH. Was war der entscheidende Impuls für die Gründung, und wie hat die Erfahrung aus der Muttergesellschaft zur Entwicklung Ihrer Technologie beigetragen? 

Die Alfred Willich Produktions GmbH produziert Tauchmassen, das sind Überzugsmassen unter anderem für Salamis. Eine Salami mit Käserand kennt wohl jeder – dieser Käserand ist das Produkt. Das Unternehmen stellt schon lange Beschichtungen zum Auftrag auf Lebensmittel her und hat somit eine Expertise im Bereich der flüssigen Verarbeitung – wenn auch in einem ganz anderen Markt. Als dann vor wenigen Jahren über eine Kundenanfrage ein Produkt auf Basis natürlicher Wachse entwickelt und vermarktet worden ist, entschied man sich zur Ausgründung als eigenständiges Unternehmen. Die Expertise in der Verarbeitung von Food- und Non-Food-Rohstoffen in Emulsionen und Dispersionen hat uns natürlich vorangebracht. Nach der Ausgründung haben wir unser erstes Produkt – das als natürliches Barriere-Additiv für fossile polymere Papierbeschichtungen eingesetzt worden ist – intensiv weiterentwickelt. Heute können wir nicht nur Additive, sondern Ready-to-Use-Coatings anbieten, die die fossilen Polymerbeschichtungen vollständig ersetzten. 

Inwiefern sehen Sie das Potenzial Ihrer biobasierten Beschichtungen als Lösung für die zukünftige Verpackungsindustrie, und welche Rolle könnte Wax Solutions in der nachhaltigen Transformation der Branche spielen? 

Unsere Ready-to-Use-Lösung kann fossile Kunststoffe vollständig ersetzen, denn sie ist „plastikfrei“ nach der Single Use Plastics Directive und basiert auf biogenen Rohstoffen. Da sie als Drop-In Lösung mit bestehenden Papierbeschichtungs- oder Druckanlagen aufzubringen ist, sind von Industrieseite keine Investitionen notwendig. Das ermöglicht einen einfachen Wechsel von fossil zu biobasiert. Insbesondere für Verpackungspapiere mit einer einmaligen Nutzung kann unser Produkt eine sehr gute Lösung sein, die unnötig thermisch verwertetes Material vermeidet. 

Die beste Verpackung bleibt die, die gar nicht benutzt wird. Wenn doch eine Verpackung notwendig ist, kann unser Produkt den Wechsel von Kunststofffolien zu Papier vereinfachen, da kein Umweg über ein Verbundmaterial, beispielweise PE-kaschierte Papiere, zu gehen ist. Die nachhaltige Transformation der Branche kann somit definitiv beschleunigt werden. 

Ihre Beschichtungen bestehen aus natürlichen Wachsen und nicht-fossilen Rohstoffen. Gibt es Potenzial für Kooperationen mit Chemieunternehmen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Formulierungen oder Bindemittel? 

Wir sind absolut offen für Kooperationen. Die Rohstoffseite ist wahnsinnig spannend, denn es gibt so viele potenziell spannende Rohstoffe – weit über Wachse hinaus – die es wert sind getestet zu werden. Das können Naturstoffe sein, aber auch synthetisch hergestellte Rohstoffe auf nicht-fossiler Basis. Viele Unternehmen arbeiten an biobasierten Lösungen, wir sind offen für Gespräche und gemeinsame Anstrengungen. Immer mit dem Ziel neue Formulierungen und Produkte auf den Markt zu bringen, um die Defossilisierung des Planeten voranzutreiben. 

Sascha Potthoff-Wenner ist gelernter Packmitteltechnologe und Betriebswirt. Nach Gründung seiner eigenen Manufaktur für Naturkosmetik ist er seit 2024 Teil des Entwicklungsteams der Wax Solutions GmbH.