Hot Seat: PROSERVATION-Team

Datum: 10 Mrz, 2022
PROSERVATION-Team

Heute dürfen wir das Proservation-Team auf unserem Hot Seat begrüßen. Das Start-up, welches den Reststoff Spelzen als Verpackungsmaterial nutzt, ist seit März diesen Jahres Mitglied im Chemie-Cluster Bayern. Mit den Schwestern Sophia und Lisa Antonie Scherer, Henning Tschunt und Nils Bachmann sprechen wir über ihr alternatives Verpackungsmaterial, die letzten 1,5 Jahre und anstehende Herausforderungen auf dem Weg zur Gründung.

Hallo ihr 4! Proservation – woher kommt denn der Name und klärt unsere Leser doch bitte einmal auf: Wer und Was steckt dahinter?

Ein herzliches Hallo!

Unser Antrieb ist es, einen pro-aktiven Beitrag dafür zu leisten, unsere natürlichen Lebensgrundlagen – die Voraussetzungen unseres Wirtschaftens – zu erhalten. Daher ist unser Name PROSERVATION  eine Wort-Neuschöpfung, die auf unsere Grundmotivation anspielt, indem sie sich an die englischen Begrifflichkeiten „preservation“ (engl.: Bewahrung; Erhalt, Schutz) und „pro“ (engl.: Für; Vorteil; aber auch: professionell) anlehnt und diese kombiniert.

Unser vierköpfiges Team besteht aus Lisa Antonie Scherer (Materialentwicklung, Design, Konstruktion), Sophia Scherer (Projektmanagement, Marketing, Produktionsentwicklung), Nils Bachmann (Business Development, Finance, IT) und Henning Tschunt (Strategie, Kommunikation & Business Development). Uns verbindet die Überzeugung, dass Wirtschaft eine dienende Funktion innerhalb der Gesellschaft zukommt. Gemeinsam verfolgen wir die Mission, ökologisch wie ökonomisch vernünftige Verpackungslösungen zu etablieren. Aktuell befinden wir uns in der Vor-Gründungsphase für die Herstellung und den Vertrieb unserer alternativen, nachhaltigen Polsterverpackung aus pflanzlichen Reststoffen.

Nehmt uns doch bitte einmal mit auf eure Reise – wann und wo ging es los? Welche Schritte habt ihr seitdem gemacht und wo steht ihr jetzt?

Die Pionierarbeit zur Entwicklung unseres Polstermaterials hat Lisa bereits vor drei Jahren geleistet. Damals experimentierte sie im Rahmen eines Hochschulprojektes der HdM mit Cellulose-Schäumen. Dabei entwickelte sie die Idee, die natürlichen stoßdämpfenden und isolierenden Eigenschaften des bislang meist ungenutzten Reststoffes Spelzen als Verpackungspolstermaterial zu nutzen, anstatt die nötigen Hohlräume erst künstlich energetisch herzustellen. Ihren Ansatz validierte sie im Rahmen ihrer Masterthesis und weiteren Bachelorarbeiten, wobei ersten Prototypen ähnliche Eigenschaften wie EPS (Styropor) nachgewiesen wurden. Das europäische Patent wurde im Februar 2021 angemeldet und befindet sich derzeitig in der Prüfung. Um den vielversprechenden Ansatz weiterzuentwickeln und schließlich zur Marktreife zu bringen, haben wir Anfang 2021 ein EXIST-Stipendium in Kooperation mit der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart erhalten. Aktuell wird unser Gründungsvorhaben im Rahmen des „Junge-Innovatoren-Programms“ des Landes Baden-Württemberg für ein weiteres Jahr gefördert. In dieser Zeit beschäftigen wir uns damit, unser Herstellverfahren zu skalieren, um größere Kapazitäten produzieren zu können und damit, Marktfeedback zu unserem Material einzuholen. Außerdem soll das Material kontinuierlich weiterentwickelt und die Gründung vorbereitet werden.

Nachdem ihr uns einen Blick in die Vergangenheit und Gegenwart gewährt habt wagen wir gemeinsam einmal den Blick in die Zukunft. Was sind die nächsten Schritte bei euch? Was sind Themen, die bei euch gerade „auf dem Tisch liegen“?

Unsere Zukunftsvision ist eine Welt, in der jegliche Verpackung ökologisch verträglich ist. Dafür möchten wir unseren Beitrag leisten. Aktuell arbeiten wir mit den regional verfügbaren Dinkelspelzen, experimentieren jedoch auch mit anderen Spelzen von Buchweizen, Hirse und Reis. Mit einem industriellen Herstellungsverfahren könnten so überall auf der Welt, wo geeignete Reststoffe anfallen, vernünftige Verpackungsmaterialien hergestellt werden. Wir möchten unser Verfahren dafür mittelfristig überall dorthin lizensieren, wo besagte Reststoffe anfallen und sinnvolle Verwendung als Polstermaterialien finden können.

Final gerne noch einmal Hand auf´s Herz. Was sind Herausforderungen, aber auch spannende Chancen, die ihr für euch bisher erfahren habt? Wie konnten und können euch auch in der Zukunft Institutionen wie das Chemie-Cluster unterstützen?

Das Chemie-Cluster hat uns in der Vergangenheit bereits beim Finden von Partnern aus dem Ingenieursbereich unterstützt, welche uns nun bei der Entwicklung unserer Pilotanlage helfen. Herzlichen Dank dafür! Zukünftig freuen wir uns auf weitere Unterstützung in folgenden Themenbereichen:

Unsere Herausforderungen und Chancen:

  • Weiterentwicklung des Materials und ggf. weiterer Materialien
  • Skalierung des Herstellungsverfahrens
  • Skalierbarkeit des Geschäftsmodells
  • Richtiges Erlösmodell entwickeln
  • Partner finden z. B. für die Produktion der Spelzverpackungen

Lisa Scherer – M. Sc. Packaging Development – ist Erfinderin des Materials und verantwortet den Bereich der Material- und Innovationsentwicklung sowie Design.

Sophia Scherer – B. Eng. Verpackungstechnik – ist verantwortlich für das Projektmanagement, Marketing und die Weiterentwicklung des Produktionsprozesses.

Henning Tschunt – M.A. Nachhaltige Unternehmensführung – ist für Fragen der strategischen Ausrichtung, Unternehmensphilosophie, und -führung sowie Kommunikation zuständig.

Nils Bachmann – M.Sc. Wirtschaftsinformatik – verantwortet Finance, Business Development, sowie die Schnittstellen zur benötigten IT-Infrastruktur. 

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