Hot Seat: Markus Sause | KI-Produktionsnetzwerk Universität Augsburg

Datum: 16 Apr., 2025

​​Im Hot Seat Interview spricht Prof. Dr. Markus Sause, Direktor des KI-Produktionsnetzwerks an der Universität Augsburg, über den Transfer von KI aus der Forschung in die industrielle Praxis. Er erklärt, wie insbesondere die chemische Industrie und kleine sowie mittlere Unternehmen von KI profitieren können, gibt Einblicke in konkrete Anwendungsbeispiele und zeigt, wie sein Team Unternehmen bei der Umsetzung unterstützt. Zum Schluss verrät er auch, wie KI seinen persönlichen Alltag bereichert.

Lieber Herr Prof. Dr. Sause, Sie sind Direktor des KI-Produktionsnetzwerk an der Universität Augsburg, welches im Rahmen der bayerischen Hightech Agenda im Herbst 2020 ins Leben gerufen wurde. Was genau ist das KI-Produktionsnetzwerk und welche Ziele verfolgt es? 

Das KI-Produktionsnetzwerk an der Universität Augsburg ist eine Plattform, die Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups zusammenbringt. Ziel ist es, KI-Technologien aus der Theorie in die industrielle Praxis zu bringen – mit realen Produktionsanlagen im industriellen Maßstab, praxisnahen Pilotprojekten und einem starken Expertennetzwerk. Im Mittelpunkt stehen Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit und Innovationsförderung. 

Wie beurteilen Sie die Rolle der KI in der chemischen Industrie und ist KI auch für KMU relevant? 

Die chemische Industrie kann enorm von KI profitieren, da viele Prozesse hoch komplex sind und potentiell riesige Datenmengen anfallen – von der Materialentwicklung bis zur Produktionssteuerung. KI hilft, Ressourcen effizienter einzusetzen, Ausschuss zu minimieren und Qualitätsschwankungen frühzeitig zu erkennen. Gerade für KMU ist KI relevant, da sie hilft, mit weniger Aufwand präzisere Entscheidungen zu treffen und sich im globalen Wettbewerb zu behaupten.  

Können Sie uns ein konkretes Beispiel liefern? 

Viele Anlagen in der chemischen Industrie werden auf Basis von Erfahrungswerten mit Prozessparametern gefahren, welche die gewünschten Produkteigenschaften erzielen. Oft beruhen diese Erfahrung der Mitarbeiter aber eher auf Bauchgefühl als auf Modellen. Mittels KI-Assistenzsystemen lassen sich die Zusammenhänge zwischen Prozessparametern und Produktqualität aber langfristig erfassen. Das führt dazu, dass diese Assistenzsysteme sich diese Erfahrung aneignen und ab einem gewissen Punkt Vorhersagen für bessere Prozessparameter ermöglichen. 

Wie unterstützen Sie Unternehmen bei der Anwendung von KI? 

Wir helfen Unternehmen, KI gezielt in ihre Produktionsprozesse zu integrieren – von der ersten Idee bis zur konkreten Anwendung. Durch praxisnahe Forschungsprojekte, Testumgebungen im industriellen Maßstab und Schulungen machen wir KI greifbar und einsatzbereit. So unterstützen wir Firmen jeder Größe dabei, effizienter, resilienter und zukunftsfähig zu werden. 

Noch eine persönliche Frage zum Abschluss: Nutzen Sie KI auch privat und falls ja, welche Anwendung finden Sie am hilfreichsten/beeindruckendsten? 

Selbstverständlich nutze ich KI für meinen Büroalltag genauso wie auch privat. Vom Planen meines Urlaubs (“Was muss man in X gesehen haben, wenn ich vier Tage Zeit habe?”) bis hin zu gemeinsamer Wissensaneignung mit den Kindern (“Erkläre mir die erste Mondlandung anschaulich für einen Fünfjährigen”) ist alles dabei.

Seit mehr als 15 Jahren treibt Prof. Dr. Markus Sause als Visionär datengetriebene Technologien voran. In seiner Funktion als Direktor des KI-Produktionsnetzwerks Augsburg setzt er gemeinsam mit einem interdisziplinären Team schon heute die Industrie 5.0 um. Der Fokus liegt auf der bestmöglichen Kooperation von Menschen und Automatisierung, der durchgängigen Nutzung von KI-Technologien, sowie der Entwicklung von nachhaltigen und resilienten Technologien für die Produktion.