Hot Seat: Dr. Vroni Walter & Sebastian Zech

Datum: 07 Apr, 2022
Dr. Vroni Walter & Sebastian Zech von der Epple Druckfarben AG

Heute dürfen wir mit Dr. Vroni Walter & Sebastian Zech gleich zwei Personen auf unserem Hot Seat begrüßen. Mit ihnen sprechen wir über die Kernexpertisen der Epple Druckfarben AG, Neusäß und erfahren mehr über deren Infrastruktur, welche ebenfalls von Start-ups und anderen Interessierten genutzt werden kann.

Hallo Vroni, hallo Sebastian, schön dieses Mal gleich zwei Personen bei uns auf dem HotSeat zu haben! Nehmt unsere Leser*innen doch bitte einmal mit hinter die Kulissen der Epple Druckfarben AG. Was sind eure Tätigkeitsbereiche und wo liegen die Kernexpertisen?

Dr. Vroni Walter: Die Epple Druckfarben AG ist in erster Linie ein mittelständischer Hersteller für Offset Druckfarben. Gemeinsam mit unseren Partnern können wir unseren Kunden ein komplettes Paket bieten, dass sich auch auf Lacke und Druckchemikalien erstreckt. Kurze Entscheidungswege, schnelle Umsetzung von Projekten und die Offenheit für neue Lösungen außerhalb unserer bisherigen Branchenfelder machen uns darüber hinaus als Unternehmen aus. Als promovierte Chemikerin bin ich dabei für die Leitung der Bereiche Forschung und Entwicklung, Analytik, Produkt- und Qualitätssicherheit verantwortlich. Das Thema Nachhaltigkeit nimmt dabei einen immer größeren Raum ein und die Fragestellungen werden immer komplexer, daher absolviere ich aktuell einen berufsbegleitenden Master in Nachhaltiger Chemie. Nachhaltigkeit ist ja ein Begriff, der sich über die Zeit weiterentwickelt, daher haben wir mittlerweile ein abteilungsübergreifendes Projektteam, das ich gemeinsam mit meinem Kollegen leiten darf.

Sebastian Zech: Die Arbeit im Nachhaltigkeitsteam ist die perfekte Ergänzung zu meinen aktuellen Aufgaben. Ich bin bereits während des Chemie-Studiums mit dem Thema Compliance in Kontakt gekommen und bei der Epple Druckfarben AG seit 6 Jahren verantwortlich für den Bereich Produktsicherheit. Der erstreckt sich von der Einhaltung der generellen Vorschriften bei der Lagerung, beim Transport und Verkauf von Chemikalien, über die Recherche und Beantwortung von Kundenanfragen aller Art, bis hin zur Bewertung von Rohstoffen und Substanzen in spezifischen Anwendungsbereichen wie z. B. Lebensmittelverpackungen. Durch die globale Ausweitung unserer Vertriebswege sind wir auch mit den Chemikaliengesetzen außerhalb der EU vertraut.

Für unsere Leser*innen wäre es sicherlich spannend wenn ihr sie einmal auf die Reise eines innovativen Produkts nehmt. Was sind einzelne Schritte, wie geht ihr als Unternehmen vor um solche neuen Wege zu realisieren?

Dr. Vroni Walter: Am Anfang eines Produkts steht eine Idee und diese ist in der Regel nicht „planbar“. Aufmerksam die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und den technischen Fortschritt zu verfolgen führt aber oft zu der Frage: “Warum hat das (so) noch keiner gemacht?” Dann steht für das Unternehmen natürlich die gründliche Prüfung an, ob es dazu einen Markt gibt und wie die Umsetzung möglich wäre. Mit Blick auf die technische Entwicklung werden nun geeignete Zielkriterien definiert, unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten ausgetestet und mit neuen Erkenntnissen weiterentwickelt. 

Sebastian Zech: Die Produktsicherheit ist von Anfang an bei der Produktentwicklung involviert. Bestehende rechtliche Vorgaben stecken den Rahmen ab, innerhalb dem man kreativ sein kann. Für die Entwickler sind solche Vorgaben in erster Linie hinderlich, da sie nicht „aus dem Vollen“ schöpfen können. Sobald man sich aber eingehend damit beschäftigt hat, bieten sie andererseits die Chance, um vom alten Standard wegzukommen und neuartige Produkte auf dem Markt zu etablieren. Gerade die Single-Use-Plastic Richtlinie oder die Aktionen der Chemical Strategy for Sustainability im Zuge des Greens Deal haben hier großen Einfluss.

Dr. Vroni Walter: Im September 2021 haben wir beispielsweise mit unserer BoFood® DFC eine Farbserie auf den Markt gebracht, die es ermöglicht, statt Kunststoffverpackungen auch bedruckte Papierverpackungen einzusetzen, ohne Kompromisse am Design oder in der Anwendung eingehen zu müssen.

Diese Offenheit für Neues und demnach auch für Kooperationen „endet bei euch nicht einmal an den Werkstoren“. Ihr geht noch einen Schritt weiter und stellt eure Expertise und Infrastruktur u.a. Start-ups zur Verfügung, um als Auftragsdienstleister z.B. Hochskalierungen zu Testen. Für alle Lesenden die nun aufmerksam geworden sind: Welche Infrastruktur habt ihr denn z.B. vor Ort und welche Expertisen, neben der klassischen Materialentwicklung und-prozessierung können Interessierte ebenfalls bei euch anfragen?

Dr. Vroni Walter: Mit unserer gut ausgestatteten Analytikabteilung können wir sehr viele Untersuchungen selbst durchführen. Neben IR- und UV/VIS-Spektrometer, verfügen wir über zwei Gaschromatographen, eines zusätzlich mit nachgeschaltetem Massenspektrometer, für detaillierte Rohstoff- und Produktanalyse. An unserem Produktionsstandort in Neusäß bei Augsburg verfügen wir über diverse Aggregate für effektives Einrühren und Dispergieren, darunter Butterfly-Rührer, Dissolver und Dreiwalzwerke mit einer Kapazität von bis zu 700 kg. Für erste Technikumsversuche und geringe Ansatzgrößen stehen uns die gleichen Maschinen in kleiner Form in unserem Entwicklungslabor zur Verfügung.

Sebastian Zech: Zusätzlich zu den physischen Gerätschaften, können wir Know-How und Unterstützung im Bereich Produktsicherheit und Chemikalienrecht anbieten. Gerade als Start-Up wird man wohl am Anfang erstmal erschlagen von der Menge an Verordnungen und sonstiger Vorgaben, die beim Handel mit Chemikalien berücksichtigt werden müssen. Die Recherche, welche Kriterien eingehalten werden müssen und wo die notwendigen Informationen zu finden sind, kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, die anderswo sinnvoller investiert ist. Wir unterstützen hier als Dienstleister gerne.

Ihr seid nun ja bereits auch seit Anfang 2020 Mitglied beim Chemie-Cluster. Was sind eure bisherigen Erfahrungen und mit einem Blick in die Zukunft: Gibt es etwas, das ihr euch vom Cluster, oder vom gesamten Netzwerk wünscht oder erhofft?

Dr. Vroni Walter: Wir sind seit dem 01.02.2020 Mitglied beim Chemie-Cluster mit dem Ziel, besser mit regionalen Partnern in Kontakt zu kommen. Die letzten zwei Jahre haben nicht nur die Herausforderungen der internationalen Lieferkette gezeigt, sondern auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft sind kurze Transportwege ideal. Was für das eine Unternehmen ein Reststoff, kann für uns ein wertvolles Rohmaterial sein. Aber diese Kontakte zu finden ist aktuell sehr schwer, da es noch wenige Plattformen dafür gibt.

Sebastian Zech: Über das Netzwerk konnten wir schon einige sehr spannende Kontakte insbesondere für alternative, nachhaltigere Rohstoffe knüpfen, die wir sonst nicht auf dem Schirm gehabt hätten. Hiervon können es gerne noch mehr sein. Aktuell klären wir noch ein paar Formalien und gehen danach in die Testphase über. Wir wollen aber nicht nur Nutznießer des Netzwerks sein und würden uns freuen, wenn wir für andere Mitglieder ein Partner für Analytik und Scale-up sein oder beratend zur Seite stehen können.


Dr. Vroni Walter
Head of Research and Development
Sebastian Zech
Product Safety

Die Epple Druckfarben AG steht für einzigartige Perfektion in jedem Detail. Seit 1870 verkörpert Epple permanente Weiterentwicklung und höchste Qualitätsansprüche. Als führender Hersteller von Offsetdruckfarben hat Epple durch die frühzeitige Entwicklung von mineralölfreien Öko-Serien und speziellen Farbtypen für sehr lange Waschintervalle im Schön- und Widerdruck seine Innovationskraft demonstriert. Dies zeigt sich auch auf dem Sektor Farben für Lebensmittelverpackungen mit den patentierten Produkten BoFood® MU und BoFood® Organic. Sowohl Nachhaltigkeit als auch Flexibilität im Handeln besitzen beim mittelständischen Familienunternehmen eine hohe Priorität. Wie kaum ein anderes Unternehmen ist Epple in der Lage, maßgeschneiderte Lösungen für die individuellen Wünsche seiner weltweiten Kunden anzubieten.

Zur Homepage: Link