Hot Seat: Dr. Roland Appel | Bayerische Chemieverbände

Datum: 02 Okt, 2024

Heute begrüßen wir Dr. Roland Appel auf unserem Hot Seat. Er ist seit August 2024 Geschäftsführer bei den Bayerischen Chemieverbänden – das sind der Arbeitgeberverband VBCI und der Wirtschaftsverband VCI Bayern. Sie koordinieren die Meinungsbildungsprozesse innerhalb der Chemie- und Pharmabranche im Freistaat und vertreten ihre wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen gegenüber Politik, Behörden, Tarifpartnern und der Öffentlichkeit.

Herr Appel erläutert die Ziele der Verbandsarbeit, erläutert Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen und beleuchtet die Zusammenarbeit mit der Staatsregierung. Lesen Sie das vollständige Gespräch, um zu erfahren, wie die Bayerischen Chemieverbände sich für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen einsetzen und die Branche bei aktuellen Herausforderungen unterstützt.


Lieber Roland, herzlichen Glückwunsch zu Deiner neuen Position als Geschäftsführer bei den Bayerischen Chemieverbänden. Wir wünschen dir für diese Aufgabe viel Erfolg.

Welche Hauptziele verfolgst du als neuer Geschäftsführer und welche Hauptaufgaben siehst du für die Chemieverbände in Bayern, um die Interessen der chemischen Industrie bestmöglich zu vertreten?

Die Chemie- und Pharmabranche ist das Herz der deutschen Industrie. 95 Prozent aller Industrieerzeugnisse basieren auf Chemieprodukten – letztlich gibt es wohl nahezu keine Branche, die ohne Chemieprodukte auskommt! Chemieinnovationen sind zugleich Voraussetzung und Schlüssel für eine nachhaltige Transformation, egal ob beim Klimaschutz, der Digitalisierung, dem Gesundheitsschutz oder der Ernährungssicherung.

Diese Relevanz muss noch viel stärker in das Bewusstsein von Politik und Gesellschaft vordringen. Denn unsere Branche hat sich auf den Weg in die klimaneutrale Transformation ihrer Prozesse gemacht – findet aber leider zunehmend schlechtere Rahmenbedingungen am Standort Deutschland vor. Im internationalen Vergleich zu hohe Energiekosten, Arbeitskosten, Steuerbelastungen und die erheblichen Komplexitätskosten durch Überregulierung: Diese strukturellen Herausforderungen muss die Politik jetzt dringend und nachhaltig angehen. Hier bringen wir uns als Branchenvertretung intensiv ein.

Bayern ist ein wichtiger Chemiestandort in Deutschland. Wie arbeiten die Chemieverbände mit der bayerischen Staatsregierung zusammen, um die Rahmenbedingungen für die Chemieindustrie im Freistaat zu verbessern und welche Erfolge konnten hier bereits erzielt werden?

Genau, Bayern ist ein wichtiges Chemieland – mit innovativen Unternehmen in allen Größen (zumeist aber mittelständisch geprägt!), mit wichtigen Chemieregionen wie dem ChemDelta Bavaria aber auch mit exzellenten universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Das ist auch der Staatsregierung bewusst. Als Stimme von Chemie und Pharma sind wir mit Politik und Verwaltung in kontinuierlichem Austausch – von den großen standortpolitischen Fragen bis hin zu detaillierten technisch-fachlichen Einschätzungen. Das gilt für Bayern aber natürlich auch auf Bundes- und Europaebene – hier im Schulterschluss mit unseren Bundesverbänden VCI und BAVC.

Dabei ist für uns eine seriöse, transparente und faktenbasierte Interessenvertretung eine Selbstverständlichkeit. Formate wie der Bayerische Pharmagipfel und die gemeinsamen Erklärungen zur Stärkung des Pharmastandorts, im Umwelt- und Klimapakt Bayern erarbeitete Handlungsempfehlungen für die Optimierung von Genehmigungsverfahren bis hin zur politischen Unterstützung für wichtige Infrastrukturprojekte (z.B. eine zusätzliche 380-kV-Leitung für die klimaneutrale Transformation des bayerischen Chemiedreiecks) sind einige Beispiele für den Wert eines kontinuierlichen Branchendialogs. Im Übrigen haben sich die Bayerischen Chemieverbände auch von Anfang an in die Cluster-Offensive des Freistaats eingebracht und sind enger Partner des Chemie-Clusters Bayern. Hier kann man von einem echten Erfolgsmodell sprechen!

Die Chemieindustrie steht vor großen Herausforderungen wie Energiewende, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wie unterstützen die Bayerischen Chemieverbände ihre Mitgliedsunternehmen konkret bei der Bewältigung dieser Aufgaben?

Das Dienstleistungsportfolio unseres Verbändenetzwerkes ist sehr weitreichend. Kernaufgabe ist die Interessensvertretung, also die Aggregation der Branchenmeinung und das Vertreten dieser Positionen als ein Bindeglied zwischen Unternehmen, Politik, Administration und Öffentlichkeit. Im Fokus stehen bestmögliche Rahmenbedingungen für nachhaltige industrielle Wertschöpfung in Bayern – und dies in den unterschiedlichsten Facetten und Politikbereichen (wie Umwelt, Energie, Innovation, usw.).

Aber Verbandsarbeit ist natürlich noch viel mehr. Von der Erarbeitung von Leitfäden und konkreten Unterstützungsmaterialien (z.B. für die Umsetzung der Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3) über die Vernetzung und dem praktischen Erfahrungsaustausch (z.B. zur weiteren Verbesserung der Arbeitssicherheit) bis hin zur cross-medialen Öffentlichkeitsarbeit gibt es viele Aktivitätsfelder.

Herausgreifen möchte ich auch noch den Service im arbeitsrechtlichen Bereich. Denn auf Seiten des Arbeitgeberverbandes VBCI werden nicht nur Tarifverträge mit unserem Sozialpartner ausgehandelt. Unser Team an Juristinnen und Juristen ist ein echtes Kompetenzzentrum und berät die Unternehmen in vielen arbeitsrechtlichen Fragen. Überhaupt ist eines der größten Assets unseres Verbandshauses das hochengagierte und professionelle Team, das sich leidenschaftlich für die Belange unserer Branche einsetzt!

Lieber Roland, vielen Dank für die Einblicke. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit!


Dr. Roland Appel (41) studierte Chemie und Biochemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er 2011 auf dem Gebiet der physikalisch-organischen Chemie promovierte. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Harvard University startete er seine berufliche Laufbahn 2013 in einer Schnittstellenfunktion zwischen dem Chemie-Cluster Bayern und den Bayerischen Chemieverbänden, zu denen er 2014 als wirtschaftspolitischer Referent wechselte und seither mehre Stationen durchlaufen hat. Im August 2024 wurde Roland Appel zum Geschäftsführer bei den Bayerischen Chemieverbänden berufen und verantwortet dort u.a. die Bereiche Wirtschaftspolitik, Verbandskommunikation und Seminarwesen.

Die Bayerischen Chemieverbände sind der Arbeitgeberverband Verein der Bayerischen Chemischen Industrie e.V. (VBCI) und der Wirtschaftsverband Verband der Chemischen Industrie e.V., Landesverband Bayern (VCI-LV Bayern). Sie koordinieren die Meinungsbildungsprozesse von rund 500 Unternehmen innerhalb der Chemie- und Pharmabranche im Freistaat und vertreten ihre wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen gegenüber Politik, Behörden, Tarifpartnern und der Öffentlichkeit. Mehr Informationen unter www.bayerische-chemieverbaende.de.