Frau Bachmeier, Sie sind Amtsleiterin im Resort „Förderung der Wirtschaft und des Wissenschaftsstandortes“ der Stadt Straubing. Was zeichnet Straubing als Wirtschaftsstandort aus?
Straubing ist ein überaus dynamischer Wirtschaftsstandort, der sich durch einen gesunden, mittelständisch geprägten Branchenmix auszeichnet. Erfolgreich gewachsene Traditions- und Familienbetriebe finden sich im Straubinger Unternehmensnetzwerk ebenso wie Global Player und innovative Start Ups. Gemeinsam sind sie Garant für eine stabile Wirtschaftsstruktur.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich ergänzend zu den bisherigen Schwerpunktbranchen Maschinenbau und Logistik der Bereich der Bioökonomie sehr stark entwickelt. In Straubing setzt man auf „Nachwachsende Rohstoffe“: Am Campus für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der TU München und den im Umfeld angesiedelten Forschungseinrichtungen arbeitet man sowohl an der Entwicklung nachhaltiger Technologien als auch an deren wirtschaftlicher Umsetzung. Zudem werden bei uns die für die Klimawende dringend benötigten „Nachhaltigkeits-Experten“ ausgebildet. Straubing wird im Rahmen der Hightech-Agenda Bayern zum Zentrum der „CleanTech“-Forschung ausgebaut. Aus dieser einzigartigen Konstellation ergeben sich für die ortsansässigen Betriebe enorme Kooperationspotenziale in Themengebieten, die uns alle in den nächsten Jahren vorrangig beschäftigen werden.
Stichwort Zukunftsorientierung. Was ist für die Zukunft geplant?
Von Seiten der Wirtschaftsförderung werden wir weiterhin die zentralen Zukunftsthemen adressieren, darunter zum einen der immense Fachkräftemangel, der sich in manchen Branchen zum existenziellen Problem auswächst und zum anderen der Klimawandel, der in all unserem künftigen Tun Berücksichtigung finden muss.
Mit unserem Standort- und Fachkräftemarketing unter #besserinstraubing haben wir im Laufe des letzten Jahres den vielen positiven Entwicklungen in Straubing eine Bühne gegeben und damit eine sehr hohe, überregionale Reichweite generiert. Mit gezielten Kampagnen werden wir auch weiterhin beispielsweise qualifizierte Fachkräfte oder ehemalige Straubinger*innen ansprechen, um die hervorragenden beruflichen Perspektiven in unserer Region aufzuzeigen. Zudem unterstützen wir die örtliche Wirtschaft mit den Projekten der MINT-Region bei der Nachwuchsgewinnung speziell im technischen und handwerklichen Bereich.
Mit dem Aufbau eines CSR-Unternehmens-Netzwerks wollen wir im Jahr 2022 unsere Aktivitäten zur Förderung der Nachhaltigkeit intensivieren. Mit praxisnahen Informations- und Beratungsangeboten, mit Workshops und Expertengesprächen werden wir über diese Plattform Impulse zur nachhaltigen Betriebsentwicklung geben. Wichtig ist uns dabei, alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – miteinzubeziehen, um das Kräftegleichgewicht zu wahren. Neben der Stärkung der betrieblichen Klimaresilienz wird daher auch die soziale Verantwortung der Unternehmen eine zentrale Rolle spielen.
Die EU will bis 2050 klimaneutral sein. Was macht Straubing, um dieses Ziel zu erreichen?
Die Stadt Straubing ist bereits auf einem guten Weg, sich gesamtstädtisch nachhaltiger aufzustellen, sei es durch den umfangreichen Ausbau des Radwegenetzes im Stadtgebiet, die Erarbeitung einer kommunalen Richtlinie zur nachhaltigen Beschaffung oder auch die Erschließung und Vermarktung kommunaler Wohn- und Gewerbegebiete unter Nachhaltigkeitsaspekten, um nur einige Beispiele zu nennen. Durch die Schaffung einer Vollzeitstelle für das kommunale Klimaschutzmanagement im Jahr 2021 – übrigens besetzt durch einen Absolventen des TUM CS – und der Installation eines Nachhaltigkeitsbeirats ergeben sich nun größere Handlungsspielräume, bestehende Initiativen zu vernetzen, gemeinsam neue Projekte zu starten und mit einem umfassenden Klimaschutzkonzept konzertiert voranzuschreiten auf dem Weg zur Klimaneutralität. Ergänzend dazu wird aktuell in Zusammenarbeit der Kommunalverwaltung mit politischen Gremien, Wirtschaftsvertretern und der Stadtbevölkerung eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet, die wiederum alle Teilaspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt.
Frau Bachmeier, vielen Dank für das Gespräch!
Daniela Bachmeier ist seit 2018 Leiterin des Bereichs „Förderung der Wirtschaft und des Wissenschaftsstandortes“ der Stadt Straubing. Neben der klassischen Bestandspflege und der Ansiedlungspolitik sind ihre besonderen Steckenpferde die Vernetzung von Unternehmen und die Kooperationsförderung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Dies zeichnete sich schon bei ihrem Betriebswirtschaft-Studium ab, in dem sie sich schwerpunktmäßig mit Dienstleistungsmanagement befasste.