Herr Nogowski, Sie sind wissenschaftlicher Mitarbeiter am Europäischen Zentrum für Dispersionstechnologien (EZD) – einer Einrichtung des Kunststoff-Zentrums SKZ. Möchten Sie uns bei dieser Gelegenheit einen kleinen Überblick über Ihre Aufgaben geben?
Das Europäische Zentrum für Dispersionstechnologien, kurz EZD, ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Innovationszentrum, dessen Hauptaugenmerk auf der Herstellung und Charakterisierung von Dispersionen liegt. Hier werden sowohl alle wesentlichen Entwicklungsarbeiten als auch alle relevanten Dienstleistungen rund um das Thema „Dispergieren“ – von der Formulierung über den Verarbeitungsprozess Dispergierung selbst bis hin zur Charakterisierung und Weiterverarbeitung wie Beschichtung – durchgeführt. Dabei bietet sich uns ein breites und spannendes Anwendungsfeld von der Pharmazie über die Farbenindustrie bis hin zur Automobilbranche mit beispielsweise der Herstellung und Charakterisierung von Batteriesuspensionen an. Nähere Informationen hierzu finden Sie auch unter: www.ezd.eu
Diesen Juni startete Ihr Projekt „KoDeKa-Plast“, das Sie zusammen mit dem Institut für Lasertechnologien in der Medizin und Meßtechnik den der Universität Ulm (ILM) durchführen. Ihr ambitioniertes Ziel ist die optische, kontinuierliche Detektion und Kategorisierung von Mikroplastik in Wasser. Wie kam dieses Projekt zustande und was genau ist das Ziel dieses Projektes?
Mikroplastik und die damit einhergehende Belastung der Umwelt werden aktuell in der Gesellschaft intensiv diskutiert. Aber wo und wie groß der Eintrag von Mikroplastik ist oder wie effektiv verschiedene Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Reduzierung sind können nur schwer erfasst werden. In diesem Projekt bündeln wir darum die Kompetenzen von zwei innovationstreibenden Instituten: dem ILM im Bereich der Sensorentwicklung und dem SKZ im Bereich der Kunststoffe.
Ziel des Projektes ist es, ein wirtschaftliches Verfahren zur kontinuierlichen Detektion und Kategorisierung von Mikroplastikpartikeln im Wasser zu entwickeln. Für die Entwicklung und Erprobung des neuen Sensors werden dabei am SKZ/EZD Testpartikel aus den häufigsten Kunststoffarten mit definierten Eigenschaften wie Partikelgröße und Partikelform hergestellt. Darüber hinaus werden aber auch reale Bauteile hinsichtlich ihrer Freisetzung von Mikroplastik betrachtet und untersucht. So soll ein besseres Verständnis bei der Entstehung von Mikroplastik und der Identifizierung von Wegen zur Vermeidung entwickelt werden.
Was macht Ihre neue Analysemethode zu einer Innovation und wo sehen Sie spätere Anwendungsmöglichkeiten?
Am Ende des Projektes möchten wir den entwickelten Sensor an unterschiedlichen Stellen, wie dem See um die Ecke oder am Ende der Abwasseraufbereitung einsetzen und erproben. Die Ergebnisse sollen so eine zielgerichtete Analyse von wässrigen Systemen hinsichtlich ihrer Kontamination mit Mikroplastikpartikeln ermöglichen. Dadurch wird branchenübergreifend sowohl der Industrie als auch den Behörden, vom Kunststoffhersteller über den Verarbeiter bis hin zu den kommunalen Wasserwerken, ein Analysetool zur Fragestellung Habe ich Mikroplastik und wenn ja wie viel? zur Verfügung gestellt. In Zukunft können so mögliche Eintragspfade von Kunststoffemissionen in aquatische Systeme frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
André Nogowski studierte Verfahrenstechnik an der TU Dresden und arbeitete als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Mechanische Verfahrenstechnik der TU Dresden. Seit 2016 ist er als Mitarbeiter in den Bereichen Dispergierung und Analytik am Europäischen Zentrum für Dispersionstechnologien in Selb angestellt.