Hot Seat: Amelie Reigl (@dieWissenschaftlerin) | TigerShark Science | Fraunhofer ISC TLZ-RT

Datum: 06 Feb., 2025

Im Hot Seat spricht Amelie Reigl (@dieWissenschaftlerin) nicht nur von  ihrer Projektleitung bei TigerShark Science, wo sie menschliche Hautmodelle entwickelt, sondern erklärt uns auch wie wichtig die Kommunikation von Wissenschaft und dessen Prozessen ist. 


Liebe Amelie, danke, dass Du Dich unseren Fragen stellst. Du bist in eine neue Position am Fraunhofer ISC TLZ-RT gekommen. Kannst Du uns erzählen, was dieses Projekt für Ziele und Herausforderungen hat und welche Relevanz dieses Projekt für dich bzw. die Gesellschaft hat? 

In meiner neuen Position am Fraunhofer ISC TLZ-RT liegt der Fokus darauf, komplexe Hautmodelle zu entwickeln, die Tierversuche in der Forschung reduzieren können. Unser Ziel ist es, realistische, menschliche Hautmodelle zu schaffen, die nicht nur ethisch vertretbar sind, sondern auch wissenschaftlich zuverlässigere Ergebnisse liefern. Die größte Herausforderung besteht dabei darin, die Modelle standartisiert und skalierbar zu gestalten, damit sie die Hautfroschung in Kosmetik- und Pharmaindustrie wirklich verbessern können.  

Das Fraunhofer ist oft eine Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Anwendung. Gibt es schon jetzt oder zukünftig konkrete anwendungsbezogene Kooperationen? Wenn ja, welche? 

Ja, definitiv! Wir arbeiten eng mit Pilotkunden aus der Kosmetik- und Pharmaindustrie zusammen, um unsere Hautmodelle gezielt auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Diese Kooperationen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Modelle nicht nur im Labor, sondern auch in der Praxis bestehen. Ein Beispiel ist die Anwendung unserer Hautmodelle zur Testung von Haarwachstumsprodukten in der Kosmetik oder zur Untersuchung von Nebenwirkungen bei der Mediakmentenentiwcklung mit einem weltweitführenden Pharmaunternehmen. Zudem planen wir, die Zusammenarbeit mit Partnern im Bereich der personalisierten Medizin zu erweitern, um innovative Therapien für Hauterkrankungen zu entwickeln. 

Viele kennen Dich unter dem Namen “@dieWissenschaftlerin” auf beispielsweise TikTok mit über 400.000 Followern. Was hat dich zu dieser Art der Kommunikation gebracht? Welchen Stellenwert hat für Dich die Wissenschaftskommunikation und welchen Raum nimmt sie im Alltag ein? 

Wissenschaftskommunikation ist für mich eine absolute Leidenschaft. Ich möchte zeigen, dass Forschung nicht abstrakt oder elitär ist, sondern unser tägliches Leben prägt. TikTok und andere Plattformen bieten die Möglichkeit, komplexe Themen einfach und unterhaltsam zu vermitteln. Gerade junge Menschen können so für Wissenschaft begeistert werden. Für mich ist es eine Balance: Mein Alltag ist geprägt von meiner Forschung, aber die Kommunikation ist der Schlüssel, um diese Forschung auch für die Gesellschaft sichtbar und zugänglich zu machen. Mit dem Format “Der Alltag einer Wissenchaftlerin” nehme ich meine Follower wirklich mit ins Labor und zeige ihnen was ich als Forscherin mache.  

Denkst Du, dass insgesamt mehr Wissenschaft oder auch Anwendungen von beispielsweise Start-ups kommuniziert werden müsste? Welche Vorteile hätte das? 

Absolut! Wissenschaft und Innovation bleiben oft in Fachkreisen hängen, dabei hat die Öffentlichkeit ein großes Interesse daran. Eine stärkere Kommunikation würde helfen, Vorurteile abzubauen, Transparenz zu schaffen und Vertrauen in wissenschaftliche Entwicklungen zu fördern. Besonders Start-ups könnten durch eine klare Kommunikation nicht nur Aufmerksamkeit für ihre Lösungen gewinnen, sondern auch potenzielle Partner und Investoren überzeugen. Gleichzeitig bietet es der Gesellschaft die Möglichkeit, von neuen Technologien zu profitieren und aktiv an der Innovationslandschaft teilzuhaben. 

Gibt es noch etwas, was Sie unseren LeserInnen mit auf den Weg geben wollen? 

Wissenschaft lebt von Neugier und Zusammenarbeit. Mein Rat an alle: Hinterfragt, lernt, und lasst euch begeistern – sei es durch Forschung, Technologie oder einfach durch die kleinen Wunder des Alltags. Und wenn ihr euch fragt, wie ihr selbst einen Beitrag leisten könnt: Bleibt neugierig!  

Amelie Reigl (30) ist Biologin und Projektleiterin von TigerShark Science, einem Start-up, das menschliche Hautmodelle im Labor züchtet, um Tierversuche zu reduzieren. Mit ihrem Team plant sie die Ausgründung, um innovative Alternativen für Medizin und Kosmetik zu entwickeln.
Neben ihrer Forschung betreibt sie als @dieWissenschaftlerin Wissenschaftskommunikation auf TikTok und Instagram, wo sie über 400.000 Follower begeistert und Einblicke in Forschung und den Alltag einer Wissenschaftlerin gibt.