Die Herstellung von kultiviertem Fleisch

Datum: 15 Mrz, 2023

Fleisch, das nicht von einem geschlachteten Tier stammt, sondern aus nur wenigen Zellen in einem Bioreaktor unter kontrollierten Bedingungen heranwächst – eine technologische Neuerung mit Zukunftspotenzial. Dadurch können neue Geschäftsfelder eröffnet und zu einer nachhaltigen Ernährung beigetragen werden. Im Rahmen des Cross-Cluster-Projekts WECLA über „Alternative technologische Ansätze für Werkstoffe, Ernährung, Chemie, Landwirtschaft und Additive Fertigung“ hat der Cluster Ernährung am KErn interessante Fakten zu Cultured Meat in einer Infografik zusammengefasst. Sie verdeutlicht die Vorteile, Herausforderungen und nennt relevante Akteure aus Deutschland. Der Beitrag wurde im Rahmen des Projektes vom Cluster Ernährung erstellt.

Die Verringerung von Tierleid, der Schutz der Umwelt, die Ernährungssicherung der Weltbevölkerung – es gibt zahlreiche Gründe für die Förderung eines nachhaltigen Ernährungssystems und die Verringerung der konventionellen Fleischproduktion. Eine Alternative zu herkömmlichem Fleisch ist dessen Kultivierung im Labor bzw. Bioreaktor. Dazu werden Stammzellen aus dem Muskelgewebe eines Tieres in einer Nährlösung vermehrt. An der Entwicklung und Optimierung der Technologie wird intensiv geforscht. “Gegenwärtig fließen enorme Mengen an Risikokapital in Unternehmen, die sich der Erzeugung von In-vitro-Fleisch verschrieben haben“, sagt Prof. Dr. Hannelore Daniel, ehemalige Professorin an der Technischen Universität München. Die hohen Investitionen sprechen für ein großes Marktpotential und die rasche Entwicklung marktreifer Produkte. In Singapur sind die ersten Produkte bereits auf dem Markt. Erst kürzlich hat ein Unternehmen von der US-amerikanischen Lebensmittelbehörde eine Zulassung für kultiviertes Hühnerfleisch erhalten.

In der EU hat Cultured Meat jedoch noch keine Marktzulassung. Da hier die Novel-Food-Verordnung greift, müssen die Produkte vor dem Markeintritt ein aufwendiges Zulassungsverfahren durchlaufen. Bis das kultivierte Fleisch auf dem europäischen Markt verfügbar ist, können daher noch mehrere Jahre vergehen. Außerdem muss für die nachhaltige Produktion der Energieverbrauch während des Prozesses reduziert werden. Aktuell ist zwar der Flächen- und Wasserverbrauch bei der Herstellung von In-vitro-Fleisch im Vergleich zu herkömmlichem Fleisch geringer, jedoch ist der Energieaufwand deutlich höher.

Eine weitere Herausforderung ist der Ersatz von fötalem Kälberserum. Dieses wird dem Nährmedium für die Kultivierung der Zellen zugesetzt und aus dem Blut eines ungeborenen Kalbs gewonnen. Muttertier und Kalb werden dabei getötet, was dem Anspruch Fleisch ohne das Schlachten von Tieren zu produzieren, widerspricht. Inzwischen arbeiten jedoch mehrere Unternehmen und Startups daran, serumfreie Medien zu entwickeln. Möglichkeiten sind zum Beispiel die Herstellung eines Nährmediums auf Basis von Mikroorganismen und aminosäurereichen Pilzextrakten.

Insbesondere Unternehmen, Startups und Forschungseinrichtungen aus den USA, Israel und den Niederlanden arbeiten an der Kultivierung von Fleisch. Aber auch Akteure aus Deutschland sind in der Produktion von kultiviertem Fleisch und Fisch oder der Bereitstellung der benötigten Technik aktiv.

Mehr dazu und weitere Einzelheiten in der Infografik.

Zusätzliche Informationen zu alternativen Proteinquellen, u.a. Kulturfleisch, erhalten Sie außerdem in der Literaturstudie des Kompetenzzentrum für Ernährung.


Cross-Cluster-Projekt „WECLA“

"Alternative technologische Ansätze für Inhaltsstoffe, Materialien und Lebensmittel – Umfeldanalyse zu innovativen Start-ups und aktuellen Forschungsentwicklungen mit dem Ziel des Wissenstransfers“

Eine Zusammenarbeit der Cluster und Initiativen:

Gefördert vom Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, im Rahmen der Förderinitiative “Cross-Cluster-Bayern 2022”.