Am 16. Februar fand ein gemeinsames Alpine Policy Forum statt, welches im Rahmen der beiden EU-finanzierten Projekten AlpLinkBioEco und Smart SMEs organisiert wurde, welche dieselben Ziele auf dem Weg zur biobasierten Kreislaufwirtschaft im Alpenraum verfolgen. Darüber hinaus wurde das Forum von den Partnern des Projektes ARDIA-Net unterstützt.
Das Forum bot eine Gelegenheit für einen offenen, politischen Dialog zum Erfahrungsaustausch und zur Suche nach gemeinsamen Positionen für die alpine Makroregion in Bezug auf die biobasierte Kreislaufwirtschaft und die Digitalisierung von KMUs, die eine wichtige Rolle bei der Optimierung von biobasierten Wertschöpfungsketten spielen. Unter Einbeziehung des Publikums sprachen 18 ReferentInnen und Podiumsgäste über den internationalen Dialog bezüglich der Ausweitung der Bioökonomie auf überregionale Dimensionen, Ansätze und Instrumente zur Aktivierung zerbrochener biobasierter Wertschöpfungsketten und die Digitalisierung von KMUs als eine Lösung zur Förderung der Entwicklung biobasierter Industrien.
Keynote-Sprecher Prof. Dr. Ralf Kindervater, von der Landesgesellschaft BIOPRO Baden-Württemberg für die Themen Biotechnologie und Bioökonomie, startete die Veranstaltung mit einem Vortrag zum Überblick und zu den Herausforderungen eines alpinen makroregionalen Ansatzes zur Bioökonomie. Als eine der größten Herausforderungen identifizierte er die Vielzahl an unterschiedlichen Bioökonomie-Strategien innerhalb des Alpenraumes.
Im Anschluss gaben regionale VertreterInnen eine kurze Einführung in ihre jeweiligen Bioökonomie-Strategien. Im Jahr 2019 veröffentlichte Österreich seine Strategie und erklärte unter der neuen Regierung im darauffolgenden Jahr das Thema Bioökonomie zu einem der wichtigsten Themen in ihrem Regierungsprogramm. Die Bioökonomie wird als Bindeglied zwischen verschiedenen Sektoren und Ministerien sowie als Teil der Klimapolitik gesehen. Die Strategie von Baden-Württemberg umfasst 37 konkrete Maßnahmen zur Unterstützung von Innovation und Kommunikation, einschließlich der Ausbildung von Fachleuten. Der Schwerpunkt liegt auf einer nachhaltigen Bioökonomie in industriellen und ländlichen Gebieten. Ziel ist es, die Verwendung erneuerbarer und recycelbarer Rohstoffe durch innovative biologische Konzepte zu fördern.
Die Bayerische Bioökonomiestrategie wurde im November 2020 als jüngste Strategie veröffentlicht und von Dr. Markus Schaller vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie präsentiert. Die allumfassende Strategie war in einem partizipativen Prozesse und fünf digitalen Arbeitssitzungen mit mehr als 300 Teilnehmenden aus verschiedensten Interessensgruppen erarbeitet worden. Sie besteht aus 10 Kapiteln: zwei Kapitel zeigen die zentralen Herausforderungen bei der Etablierung einer zirkulären Wirtschaft und benötigter Kooperationen – gerade auch über die Regionalgrenzen hinaus. In weiteren fünf Kapiteln stellt die Strategie die Stakeholdergruppen mit größter Relevanz heraus und adressiert insbesondere die Gesellschaft im Kontext der Notwendigkeit des Wandels hin zur Bioökonomie. In 50 konkreten Maßnahmen, von denen einige bereits gestartet wurden, zeigt die bayerische Strategie erste Schritte dorthin.
Italiens umfangreiche Bioökonomie-Strategie wurde 2019 veröffentlicht und adressiert alle italienischen Regionen. Ihre Vision ist es, mit einem multidisziplinären Ansatz von Sektoren zu Systemen zu wechseln. Slowenien hat noch keine eigene Bioökonomiestrategie, nimmt das Thema jedoch in verschiedenen anderen Strategien auf und auch das Arbeitsdokument „Investitionsbedarf der Republik Slowenien für den Zeitraum 2021-2027“ enthält den Übergang zu einer zirkulären Bioökonomie als ein spezifisches Ziel. Die Schweiz hat ebenfalls keine spezielle nationale Bioökonomiestrategie, jedoch eine starke Landwirtschafts- und Forststrategie.
Die erste Podiumsdiskussion zur überregionalen Zusammenarbeit kam zu dem Konsens, dass der Austausch von Informationen, Ideen und Erfahrungen zwischen Regionen von essenzieller Bedeutung ist. Bestehende Plattformen und Programme wie z.B. EUSALP- und INTERREG-Programme für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sollten genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Kooperationspartner regionale Mittel für ihre überregionale Zusammenarbeit verwenden, anstatt auf spezielle überregionale Finanzierungsprogramme zu warten. Regionale Mittel sind einerseits verfügbar und oft leichter zugänglich als EU-Gelder.
Ein weiteres von den Teilnehmenden diskutiertes Thema war die Aktivierung gebrochener biobasierter Wertschöpfungsketten unter unvorhergesehenen Umständen wie der COVID-19-Pandemie. Laut einer Harvard-Umfrage verursacht die Krise Störungen in Form von u.a. Handelsbarrieren, Grenzbeschränkungen und in der Lagerhaltung. Lieferungsketten sind unterbrochen, weshalb eine Lösung sein könnte neue, regionale Wertschöpfungsketten zu generieren. Ein Tool, welches hier genutzt werden kann, ist der im Rahmen des AlpLinkBioEco Projektes entwickelte Value Chain Generator, mit dem sich über einen Algorithmus komplementäre und ähnliche Akteure finden lassen.
Hinsichtlich der Digitalisierung wurde als problematisch identifiziert, dass KMUs häufig nicht auf eine digitale Transformation vorbereitet sind, nicht über ausreichend digitale Kenntnisse verfügen, keinen Zugang zu Fachkräften haben und oft hohen Kosten gegenüberstehen. Darüber hinaus fehlt in vielen Geschäftsführungen das Bewusstsein dafür, was für eine digitale Transformation überhaupt wichtig ist und da sich die Technologie sehr schnell entwickelt, können KMUs häufig nicht folgen. Um KMUs im digitalen Wandel zu begleiten, ist es wichtig, flexible und schnelle Maßnahmen anzubieten und zu viel Bürokratie zu vermeiden.
Im März 2021 wir das INTERREG-Projekt AlpLinkBioEco mit einer Abschlusskonferenz enden, auf der die Projektergebnisse wie das Tool Value Chain Generator zur Generierung von Wertschöpfungsketten vorgestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt wird das Tool online öffentlich zugänglich sein.