Hot seat: Dr. Josef Sperl

Datum: 06 Mai, 2020

Josef, seit 1. Mai hast du unsere neue Kontaktstelle am TUM Campus Straubing übernommen. Worum geht es bei dieser Stelle und wo liegt die Verbindung zum Chemie-Cluster Bayern?

Der Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit ist ein integratives Forschungszentrum der Technischen Universität München. Hier konzentrieren sich Forschung und Lehre auf nachwachsende Rohstoffe, Biotechnologie und Bioökonomie. Ziel der Kontaktstelle sind die Initiierung und Begleitung von Forschungsvorhaben oder produktnahen Entwicklungsprojekten in diesem speziellen Profilfeld, das sehr zukunftsträchtig ist und besondere Wettbewerbsvorteile für die Mitglieder des Chemie-Cluster Bayern bietet. Die Kontaktstelle berät insbesondere Mitglieder über Fördermöglichkeiten und unterstützt bei der Findung der richtigen Projektpartner. Für die chemische Industrie gehören Forschung und Entwicklung zur täglichen Arbeit – die Vernetzung zwischen Industrie und Universitäten spielt hierbei eine zentrale Rolle. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen bieten sich hier zahlreiche öffentliche Fördermöglichkeiten aus Landes-, Bundes- und EU-Programmen an. Als Chemie-Cluster Bayern unterstützen wir durch die neu geschaffene Kontaktstelle die Antragstellung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit einem klaren Fokus auf das zukunftsträchtige und innovationsstarke Profilfeld des TUM Campus Straubing.

Seit wann bist du am TUM Campus Straubing und womit hast du dich bisher beschäftigt?

Ich bin seit 2014 am TUM Campus Straubing, der damals noch Wissenschaftszentrum Straubing hieß. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Chemie Biogener Rohstoffe habe ich in den letzten Jahren selbst innovative Verfahren zur Umwandlung von nachwachsenden Rohstoffen in Grundchemikalien, mithilfe von Enzymen und Katalysatoren, erforscht und auf nationaler und internationaler Ebene Erfahrung mit drittmittelgeförderten Verbundprojekten gesammelt. Außerdem habe ich mich als Dozent um die Weiterentwicklung des Standorts bemüht und wirkte z.B. an der Entwicklung des Studiengangs Chemische Biotechnologie mit. Durch die passende Kombination von Themen der Chemie, Ingenieurs- und Biowissenschaften vermittelt der Studiengang umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet biotechnologischer und chemisch-stofflicher Umwandlungsprozesse.

Welche Rolle spielen aus deiner Sicht Kooperationen für zukunftsfähige Innovationen?

Kooperation und effektives Netzwerken sind zentrale Erfolgsfaktoren in fast allen Innovationsprozessen. Gerade wenn es darum geht fehlende Ressourcen zu erlangen, Entwicklungsprozesse zu beschleunigen oder Märkte zu entwickeln, spielt die Zusammenarbeit von Forschern, Herstellern und Anwendern eine zentrale Rolle. Besonders in frühen Innovationsphasen in denen grundlegend neue Technologien und Prozesse entwickelt werden, wie bei der Entwicklung der biobasierten Industrie, spielen Kooperationen eine wichtige Rolle. Durch die Zusammenarbeit können Projektmittel akquiriert und Innovationsideen in eine formale Projektphase überführt werden. Kooperationen mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind hier für Unternehmen besonders interessant, da die zunehmende Komplexität von Prozessen und die Tatsache, dass Innovationen immer häufiger mehrere Technologiefelder miteinander verbinden, eine enge Kooperation mit der Wissenschaft erfordern. Aus meiner Sicht können Kooperationen daher wesentlich dazu beitragen, die Innovationskraft der Unternehmen zu stärken.

Dr. Josef Sperl studierte Chemie an der Universität Regensburg wo er 2009 sein Diplom in Chemie mit den Schwerpunkten organische Chemie und Biochemie abschloss. 2013 erhielt er seine Promotion im Bereich der Enzymevolution und wechselte im Anschluss an die Technische Universität München, um an der Entwicklung von enzymatischen Prozessen zur Umwandlung von nachwachsenden Rohstoffen in Chemikalien zu arbeiten. Dr. Josef Sperl leitet seit 2020 die Kontaktstelle des Chemie-Clusters Bayern am TUM Campus Straubing.